Online-Banking

1933 bis 1945

In der NS-Diktatur

Gleichschaltung & Ausgrenzung

Die Nationalsozialisten betreiben die Gleichschaltung aller staatlichen und gesellschaftlichen Institutionen. Der neue Reichskommissar für das Land Baden lässt im April 1933 die gesamte Bankspitze austauschen.

Im Mai 1935 wird Bankgründer Gotthold Mayer aus politischen Gründen vorzeitig in den Ruhestand versetzt. Erst nach Kriegsende wird er in die Badische Beamtenbank zurückkehren. Gleichzeitig sinkt die Zahl der Mitglieder, denn jüdische Beamte werden aus dem Staatsdienst entlassen.

Historisches Bild zwei uniformierte Männer vor einem Eisenbahnwagong
Quelle: ullstein

Zum Schutz vor angeblich bevorstehenden Anschlägen ihrer politischen Gegner lassen die Nationalsozialisten 1933 einen Teil der Bahnbeamten bewaffnen.

Historisches Bild junge Frau an einem Hollrith-Lochkartengerät
Quelle: AKG

 Junge Frau an einem Hollrith-Lochkartengerät.

Moderne Datentechnik

Als erste deutsche Genossenschaftsbank führt die Badische Beamtenbank ab 1936 das Lochkartenverfahren ein. Große Hollerith-Maschinen werden in der Zentrale aufgestellt. Sie ermöglichen es, Buchungen rasch durchzuführen, Kontoauszüge direkt zu versenden und Tilgungsraten automatisch monatlich abzubuchen. Konto für Konto stellen die Mitarbeiter bis 1938 auf die Zukunftstechnik um.

58.000 Mitglieder führen ihr Konto bei der Bank. Die größte Gruppe sind Beamte der Reichsbahn, gefolgt von Lehrerinnen und Lehrern sowie Angehörigen der Reichspost. Weitere Genossen arbeiten in der Justiz, bei den Steuer- und Zollämtern, bei der Polizei, in der badischen Verwaltung oder in Städten und Gemeinden.

In der »roten Zone«

Mit Kriegsbeginn gehört Karlsruhe zur »roten Zone«, einem Gebiet entlang der Grenze nach Westen, das wegen der bevorstehenden Kriegshandlungen evakuiert werden soll. Tatsächlich verlassen im September 1939 Zehntausende Karlsruher ihre Stadt. Die Hollerith-Anlagen der Bank werden hinter meterdicken Außenwänden und zugemauerten Fenstern im Luftschutzkeller untergebracht.

Während des Zweiten Weltkriegs gibt es Pläne, die genossenschaftlichen Beamtenbanken aufzulösen oder mit Sparkassen und Volksbanken zu verschmelzen. Kleinere Institute schließen und 1943 wird der Dachverband Deutscher Beamten-Genossenschaftsverband e.V. aufgelöst. Zu einer radikalen »Bankenrationalisierung« kommt es jedoch nicht, denn die großen Beamtenbanken verteidigen ihre Eigenständigkeit.

Historische Werbung der Badischen Beamtenbank
Quelle: BBBank

Werbung der Badischen Beamtenbank, 1930er Jahre.

Historische Postkarte vom Gasthof deutscher Kaiser
Quelle: Histotische Postkarte

Im Gasthof „Deutscher Kaiser“ richtet die Badische Beamtenbank eine provisorische Zentrale ein.

Evakuierung & Improvisation

Angesichts der zunehmenden Bombardierungen lagert die Bank wichtige Unterlagen nach Langensteinbach aus. In einem Gasthof des kleinen Orts südlich von Karlsruhe richten Bankangestellte ein improvisiertes Büro ein. Zur zweiten Zuflucht wird Pfullendorf am Bodensee. Hier werden ab Ende 1943 weitere wichtige Papiere zu Konten, Vermögensanlagen und Krediten deponiert. In den letzten Kriegsmonaten wird der dortige Gasthof sogar zur Interims-Zentrale der Badischen Beamtenbank, gut zwanzig Mitarbeiter arbeiten hier. Schwierigkeiten bereiten immer wieder verlorene Schecks und Unterlagen der Kunden. »Das Scheckheft und das Sparbuch gehören unbedingt ins Luftschutzgepäck«, rät die Bank daher 1943 in einem Schreiben an die Mitglieder.

Im Wiederaufbau

Zwei Monate nach Kriegsende erhält die Badische Beamtenbank von der französischen Militärregierung die Genehmigung zur Wiedereröffnung. Die Ausgangsbedingungen sind schwierig: In den letzten Kriegsmonaten sind Gehaltsüberweisungen teilweise ausgeblieben, Konten wurden überzogen oder stehen unter Vermögenssperre. Es gelingt, die geschäftliche Einheit der Badischen Beamtenbank zu erhalten, auch wenn Baden unter alliierter Besatzung in einen Nord- und einen Südteil geteilt ist.

Historisches Bild Menschenmenge vor einem mobilen Postamt
Quelle: ullstein

Wie die Bankmitarbeiter arbeiten auch die Mitglieder nach dem Krieg im Provisorium: mobiles Postamt im Jahr 1946.